
Coburger Gespräche: Kulturelle Werte im Wandel der Zeiten. Knotenpunkt 1: Toleranz
24. Juli 2025 / 18:00 – 20:00
Vortrag: ,,Erste Debatten: Toleranz, Ausgrenzung und
Verfolgung im Mittelalter“
Von Prof. Dr. Amalie Fößel, Essen
ln multikulturellen und multireligiösen Gesellschaften ist,Toleranz‘
eine praktische Tugend und notwendig für ein friedliches
Zusammenleben. Doch tolerant zu sein, ist oftmals ,,einfach schwer“,
so Joachim Gauck. Was also ist Toleranz? Erste Debatten dazu wurden
in Spätantike und Mittelalter geführt. Darauf basieren unsere
modernen pluralistischen Vorstellungen von Toleranz.
Der Vortrag skizziert Konzepte und Kontexte religiöser, kultureller und
politischer Toleranz und Ausgrenzung im Mittelalter. Grundlegend sind
die Überlegungen des Kirchenvaters Augustinus zum Umgang mit
Mitchristen und Andersgläubigen und die lange Rezeption seiner
Argumente zwischen Duldung als christlicher und sozialer Grundtugend
und staatlichem zwang. Darüber hinaus wird zu erklären sein, warum
gegenseitige Duldung und friedliche Koexistenz der Religionen und
Kulturen immer wieder scheiterten und zu Konflikten und Verfolgung
führten. Die Kreuzzüge ins Hl. Land, die Verfolgung der Juden und die
Entstehung der Häresien markierten Wendepunkte, stellten Kirche und
Staat vor neue Herausforderungen und befeuerten die Debatten. Der
ambivalente Diskurs über die Ketzer als ,Abweichler‘ vom rechten
Glauben zeigt das Dilemma zwischen Toleranz und Verfolgung.
Andromedasaal der Landesbibliothek Coburg, Eintritt frei