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FRANKEN UM 1920
Eine Wanderausstellung des Frankenbundes e.V.

1. November 2022 / 12:00 – 18. Dezember 2022 / 12:00
Franken um 1920 war nach dem Ersten Weltkrieg durch Gegensätze aller Art geprägt. Sie bestimmten das politische Leben aber auch das Tun und Denken der Menschen. Kunst und Kultur machten diesen inneren und äußeren Zwiespalt sichtbar.
Sechs Stationen stellen schlaglichtartig die Kultur im Kontext zur politischen und sozialen Lage um 1920 dar. Sie vergegenwärtigen die authentische Lebenssituation in Franken und geben einen kleinen Einblick in ihren Alltag.
Seit diesen Sommer 2022 ergänzt ein Triptychon unter dem Thema „Pazifismus in der fränkischen Literatur“ die Ausstellung. Die bildnerische Umsetzung zeigt in Facetten die Grausamkeiten des Ersten Weltkriegs. Die Erzählungen „Der Mensch ist gut“ von Leonhard Frank aus Würzburg, das Versspiel „Kreuzabnahme“ von Karl Bröger aus Nürnberg, das Bühnenstück „Der Totentanz 1921“ von Leo Weismantel in Marktbreit und die Passion „Das letzte Gericht“ von Julius Maria Becker aus Aschaffenburg dienten als Vorbilder.
Die sechs Raummodule zeigen beispielsweise die Wohnungs- und Lebensmittelnot in den Städten. Es entstanden überall neue Siedlungen wie im Norden Nürnbergs das Siedlungswerk. Die Inflation, die 1923 in der Hyperinflation endete, bestimmte das Leben. Die Rationierung von Grundlebensmitteln, die es nur Bezugsscheine gab, führten zu Unruhen und Streiks.
Ein Raummodul stellt die Skandaluraufführung des Theaterstücks „Masse Mensch“ von Ernst Toller im Stadttheater Nürnberg der blutigen Niederschlagung des Kapp Putsches am Nürnberger Hauptbahnhof gegenüber.
In einem anderen Modul unter dem Thema „Kunstszene“ wird die überregional bedeutende Kunstausstellung in den Schrannensälen in Würzburg thematisiert. Des Weiteren stellt ein Vexierbild die traditionelle Darstellungsweise des Künstlers Matthäus Schiestl einer „modern – angehauchten“ Malerei von Heiner Dikreiter mit ähnlichen Motiven gegenüber.
Das Thema „Kleidung“ präsentiert eine kleine Modenschau im nachempfundenen Nürnberger Künstlerhaus auf einer Drehscheibe mit Reformkleidung der Nürnberger Werkstätte des Verbandes Deutsche Frauenkleidung und Frauenkultur und der Mode um 1920. Die Kleider sind alle aus Papier gefertigt entsprechend einer Ankündigung des Kaufhaus Wild im Weißenburger Tagblatt, dass die neuen Modelle in seinem Schaufenster in Papiernachbildungen zu besichtigen seien.
Ein Raummodul beschäftigt sich mit der Gründung des Frankenbundes im „Franziskaner“ in Würzburg und seiner sehr schnellen Verbreitung in Franken.
Die Ausstellung, die auf keinem Gebiet Vollständigkeit anstrebt, gibt einen kleinen, ausgewählten Einblick in das kulturelle Leben in Franken, das trotz Not und Entbehrungen stattfand.
Führungen mit der Kuratorin Evelyn Gillmeister-Geisenhof: Sonntag, 4. und 11. Dez. 2022, jeweils 15:00 Uhr

1. Triptychon „Pazifismus in der fränkischen Literatur“;

2. Blutige Niederschlagung des Generalstreiks am Hauptbahnhof Nürnberg am 17. März 1920 durch die Reichswehr mit 23 Toten und über 60 Schwerverletzten; Auslöser war der Kapp-Lüttwitz-Putsch in Berlin.

3. Kriegerdenkmäler entstanden in Kirchen zum Gedenken an die vielen Kriegsopfer. Sie zeigten häufig das große Leid und brachten in ihrer Darstellung Schmerz und Demut zum Ausdruck.

4. Gründung des Frankenbundes am 11. Oktober 1920 im „Franziskaner“ in Würzburg; Die Gründungsmitglieder, die sich unter dem Gymnasiallehrer Dr. Peter Schneider als Vorsitzenden zusammenfanden, entstammten dem Bildungsbürgertum der Würzburger Gesellschaft und waren Experten für fränkische Geschichte, Kunst und Kultur.

5. Schaufenster im „Kaufhaus Wild“ in Weißenburg mit einer Schaufensterpuppe im Stil der 1920er Jahre bekleidet in der aktuellen Sommermode nach dem neuen Ullstein-Moden Album. Eine Anzeige der Firma Wild weist im Weißenburger Tagblatt explizit auf die Modelle in Papiernachbildungen in ihren Schaufenstern hin.

6. Tonkünstlerfest des „Allgemeinen Deutschen Musikvereins“ aus. Mit Feiern, Singen und Tanzen flüchteten viele Menschen nach dem Ersten Weltkrieg zumindest für Stunden aus der oft hoffnungslosen Wirklichkeit für eine kurze Zeit in eine glitzernde Scheinwelt.

7. Blick in die Ausstellung