Tauberfranken

Auch Franken: Tauberfranken

Die Kulturregion Franken umfasst neben den drei fränkischen Bezirken im Freistaat Bayern auch Teile Thüringens und Baden-Würtembergs. Im letztgenannten Bundesland gibt es mehrere Bezeichnungen, die den Bezug zu Franken im Namen ausdrücken: Württembergisch-Franken – Badisches Frankenland – Tauberfranken.
Die im Archivverbund Main-Tauber tätige Archivarin und Kreisheimatpflegerin Claudia Wieland erläutert die vielfältigen Bezugspunkte von Land und Leute zum Fränkischen aus ihrem Blickwinkel.:

Württembergisch-Franken – Badisches Frankenland – Tauberfranken

Wo beginnt, wo endet Franken? Eine Frage, auf die es vermutlich keine eindeutige Antwort gibt. Denn es gibt unterschiedliche Definitionen von „fränkisch“. Auf der politischen Ebene tragen in Bayern gleich drei Regierungsbezirke bzw. Bezirke den Namensbestandteil Franken in sich, der damit eine starke öffentliche Wahrnehmung genießt. In Baden-Württemberg taucht der Begriff mit „Heilbronn-Franken“ dagegen auf der dem Regierungsbezirk untergeordneten Ebene des Regionalverbands bzw. der Region auf, mithin an weniger prominenter Stelle.

Mögen die bayrischen Franken auch einen gewissen Alleinvertretungsanspruch proklamieren, Franken leben auch in Baden-Württemberg! Schon allein ein Blick in den Sprachatlas von Baden-Württemberg zeigt es, an Kocher, Jagst und Tauber spricht man ostfränkisch. Geht man historisch vor die napoleonische Staatenbildung zurück, zeigen sich die engen Verflechtungen zwischen den heute durch Landesgrenzen getrennten Räumen. Das Hochstift Würzburg erstreckte sich weit über die Tauber nach Westen. Der Fränkische Reichskreis, seit dem 16. Jahrhundert v.a. für Militär und Steuern zuständig, lag im Zentrum des Reichs. Mit den Grafen von Wertheim, den Grafen von Hohenlohe, dem Deutschen Orden waren auch wesentliche Territorialherrschaften der Main-Tauber-Region in diesem Verband vertreten. Die dem Ritterstand angehörigen Familien des Gebiets organisierten sich ebenfalls regional – im Fränkischen Ritterkreis.

Trotz der politischen Umwälzungen der vergangenen zwei Jahrhunderte, trotz der nach 1945 erfolgten intensiven und nach wie vor anhaltenden Bevölkerungsveränderungen – die fränkische Beziehung ist im Bewusstsein der Menschen verankert. Für Vereine, die sich mit der Geschichte der Region befassen, beinahe logisch. Der Historische Verein für Württembergisch-Franken mit Sitz in Schwäbisch-Hall, die Tauberfränkischen Heimatfreunde in Tauberbischofsheim oder der Verein Tauberfränkische Volkskultur in Weikersheim tragen den regionalen Bezug in ihrem Namen, der Heimat- und Kulturverein Lauda veranstaltet „Fränkische Abende“. Manche in den vergangenen Jahrzehnten erschienene Ortschronik aus dem Main-Tauber-Kreis führt im Untertitel den Zusatz „Aus der Geschichte eines fränkischen Dorfs/einer fränkischen Stadt“.

Nicht nur im Kulturbereich, auch in Wirtschaft und Verwaltung dokumentieren Einrichtungen und Verbände mit diesem Begriff ihren Heimatbezug. Fränkische gemeinnützige Wohnungsbau GmbH, Fränkisches Getreidelagerhaus Zimmern, Fränkische Möbelfabrik Reicholzheim, Arbeitsgemeinschaft (heute: Vereinigung) fränkischer Grünkernerzeuger Boxberg e.V. waren und sind Beispiele dafür. In den letzten Jahrzehnten kommt die enge Verbundenheit zwischen den Menschen und ihrer Region vermehrt in der Wortbildung „Tauberfranken“ zum Ausdruck, die immer weitere Verbreitung findet. So wurde aus dem Weinanbaugebiet „Badisches Frankenland“ im Jahr 1992 Tauberfranken. Weitere Beispiele reichen von der sportlichen Laufgemeinschaft Tauberfranken, die einen Tauberfranken-Pokal auslobt, über den Maschinenring Tauber-Franken, die Gesundheitsholding Tauberfranken, das Mittelstandszentrum Tauberfranken in Bad Mergentheim bis hin zur ehemaligen Tauberfranken-Kaserne Lauda-Königshofen und einem Ehrentitel Tauberfränkischer Kommandeur bei den Heeresfliegern in Niederstetten.