Neues aus der Rhön: Rhönmuseum in Fladungen wiedereröffnet

Text: Dr. Karen Schaelow-Weber

Nach 15 Jahren Schließung hat das 1921 gegründete Rhönmuseum nun endlich wieder geöffnet. Wer noch das alte Rhönmuseum kannte, wird dabei deutliche Veränderungen feststellen. So haben Museum und Verwaltung die Räume gewechselt. Statt relativ kleiner gereihter Zimmer wurde die deutlich ausgedünnte, aber auch um Neuzugänge bereicherte Dauerausstellung jetzt in zwei Saalräumen im vorderen Teil des ehem. Amtshauses eingerichtet. Eine einladende Eingangssituation im Untergeschoss, in Kombination mit der Touristinformation, und rhöntypischen Elementen wie Rhönschaf, Rhönrad und Basaltgestein dient zur Einstimmung. Über die Treppen des historischen Gebäudes oder barrierefrei mit dem Lift gelangt man zu den eigentlichen Museumsräumen. Ein weiterer Saal für zweimal jährlich wechselnde Ausstellungen im obersten Geschoss soll ab dem Sommer bespielt werden.

(c) Schaelow-Weber

Ein Blick von außen: Erste Ausstellungsebene mit regionaler Vielfalt

Im ersten Geschoss wird die Rhön aus dem Blickwinkel des Außenstehenden erschlossen. Dabei macht die Ausstellung – wie in den Gründungsjahren – nicht halt an den Landesgrenzen zu Thüringen und Hessen. Ob Segelflug, der kleinteilige Herrschaftsraum mit seinen verschiedenen Konfessionen einschließlich Judentum, Neubesiedelung und Auswanderung, vergebliche Versuche der Kultivierungen in der NS-Zeit und Zonengrenze, die Maler und Fotografen der Rhön, und vieles mehr – hier finden sich Beispiele aus allen drei Bundesländern. Durch die Neuaufstellung konnte Platz für Führungen gewonnen werden. Auch ist man durch die übersichtliche Präsentation jetzt eingeladen, selbst zu wählen, was man näher betrachten will. Gelungen ist die Einarbeitung von Tastmodellen und künftig auch Hörstationen. Die Beschriftungen sind kurz gehalten, wie es dem heutigen Museumsbesuch entspricht. Dennoch, manchmal wünschte man sich einen etwas tiefer gehenden Einblick.

Traditionen im Fokus: Das zweite Geschoss und die Sprache der Rhön

Im zweiten Geschoss wird man im Rhöner Dialekt begrüßt. Neben dem momentan Hessischen werden künftig noch weitere Beispiele die Vielfalt des Rhöner „Platt“ belegen. Als einer der Schwerpunkte schon der vormaligen Ausstellung wird die vielfältige Holzbearbeitung mit ihren verschiedenen Aspekten gezeigt. So die beiden Holzschnitzschulen in Empfertshausen (Thüringen) und Bischofsheim und deren Produkte aus Nippes und Spielwaren. Daneben Alltagswaren wie Holzschuhe, Peitschen und Küchenzubehör, die in Heimarbeit gefertigt und über Hausierer vertrieben wurden Als besondere Beispiele werden die Rhöner Masken präsentiert, wie auch ein Teil der Klein- und Wackelfiguren des 19. Jh. Leider haben es nur sehr wenige Möbel des reichen Bestandes in die neue Ausstellung geschafft, darunter ein Rhöntisch, der allerdings in der nüchternen Umgebung wie deplaziert wirkt. Historisches Handwerk wie Flachsverarbeitung und der Blaudruck, aber auch keramische Produktion und der Basaltabbau werden neben der Landwirtschaft nur angerissen. Von den sehenswerten historischen Stubeneinrichtungen werden nur zwei Wandfelder gezeigt – in einer Raumecke abgestellt bieten sie einen eher traurigen Anblick.

Zwischen Anspruch und Realität: Was noch fehlt

Es ist selbstverständlich, dass Museen und ihre Präsentationen jeweils der aktuellen Zeit angepasst werden müssen. Für den heutigen Besucher sollen die Ausstellungsstücke ansprechend präsentiert werden, ohne dabei zu überfordern. Dass allerdings wichtige Teile der umfangreichen historischen Sammlung auf der Strecke bzw. wohl dauerhaft im Depot bleiben, um gegen eher abstrakte Ausstellungsarchitektur getauscht zu werden, ist sehr zu bedauern. So die umfangreiche, aber sehenswerte Möbelsammlung. Wenn man den Anspruch erhebt, die ganze Rhön zu repräsentieren, so fehlt auch die Geschichte vor dem Mittelalter, die reiche Tierwelt und vielfältige Geologie der Rhön. Hoffen wir, dass diese Bereiche, aber auch der umfangreiche Bestand an historischen Trachten, zukünftig bei Sonderausstellungen wieder in den Blick der Besucher gerückt werden wird.

Anm. d. Red.: Mehr zum Rhönmuseum
Dr. Karen Schaelow-Weber ist Vorsitzende der Frankenbund-Gruppe Bad Neustadt